Smoke on the water – Fire in the sky

Freitag 28. Februar 2014
Smoke on the water – Fire in the sky
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Nein – nicht das Casino in Montreux brannte, wie im weltbekannten Song von Deep Purple.
Vorgestern Abend: Wir sind noch kurz vor Sonnenuntergang schwimmen gegangen und waren gerade am Zurückschwimmen als Monika bemerkte, dass die Russen ein Feuerwerk gezündet haben. Es knallte und erhellte den Himmel im Sonnenuntergang, doch bereits beim zweiten Hinschauen war klar, dass das Feuerwerk etwas nahe den Bungalows war.
Bevor wir überhaupt richtig begriffen, was passiert, war klar, dass dies nie und nimmer ein geplantes Feuerwerk sein kann. Nein – bereits nach Sekunden war klar, dass es brennt! In einem solchen Tempo sind wir wohl noch nie aus dem Wasser gekommen und anhand der sich bei der Rückkehr aus dem Meer bereits abzeichnenden Feuersbrunst war bereits ein enormes Tempo angesagt. Wir wussten nicht genau wo und was brannte, doch es war bereits kurz danach klar, dass da so einiges brannte.

Das erste Bild, dass ich an diesem Abend aufnahm – dies schon nach einer halben Stunde Brandbekämpfung, denn natürlich war die Kamera nicht das erste, was mit uns kam

Alles brannte lichterloh
In Windeseile unsere beiden Wasserschläuche und Wasserkübel unter dem Arm sprinteten wir nach vorne, wo bereits rund 15 Bungalows in Flammen standen. Wie Johnny uns danach erzählte, hatte er den Ausbruch von seinem Balkon beobachtet. Nachdem sich das erste Bungalow entzündete, standen bereits zwei Minuten später 10 Bungalows in Flammen.
An allen Fronten kämpften wir mit Wasserschläuchen fast ohne Druck und mit Wasserkübeln wie in den alten Zeiten gegen die Feuersbrunst. Anfänglich beschützten wir Marco‘s Bungalow B mit dem einzigen Mittel was uns blieb, was war, dass wir die Dächer so nass wie möglich machten. Dann kam kurz ein Wind auf und die Front verlagerte sich und wir stürzten Richtung Sam‘s und A’s Haus.

So sah es aus, als wir oben ankamen, rechts das Haus von A vom Feuer bedroht
Das ganz in einem Video von einem uns unbekannten Video-Filmer
Eigentlich gaben wir A’s Haus schon fast auf, denn es war aus unserer Sicht nicht mehr haltbar, doch irgendwie schafften wir es mit vereinten Kräften, den Brand da so im Zaum zu halten, dass das Haus wie durch ein Wunder nicht in Brand geriet. Denn hätte es da übergegriffen, wären noch weitere Häuser an der Reihe gewesen.
Dann wütete das Feuer weiter in die andere Richtung, wo ein anderer Teil von uns SiBoya – Gästen und einige Dorfbewohner am kämpfen waren. Ein Windstoss setze fast das Restaurant und eines der neuen Bungalows von Chung in Brand, es kamen richtig grosse Glutteile daher und knapp konnte auch diese Front gehalten werden, indem alle Dächer so fest unter Wasser gesetzt wurden wie irgendwie möglich. Die Funken trieben so weit, dass sogar eine Palme im rund hundert Meter entfernten Haus von Hans in Brand geriet.

Der Tankwagen mit Wasser traf ein
Irgendwann, nach rund einer halben Stunde kam dann endlich ein Tankwagen mit Wasser, der eigentlich aktuell für den Strassenbau eingesetzt wird und per Zufall in der Nähe war. Der war auch bitter nötig, denn das Haus, indem die Elektro-Verteilzentrale mit all den Transformatoren drin war, geriet in Brand und explodierte in mehreren ohrenbetäubenden Detonationen.
Eine der rund 10 Detonationen im Video
Es war wie im Krieg – schlussendlich brannten 34 Bungalows nieder, bis das Feuer einigermassen unter Kontrolle war. Und wie durch ein Wunder gab es praktisch keinen Wind. Denn es hätte wohl nur einen richtigen Windstoss gebraucht und der Dschungel hätte sich entzündet, denn nach mehr als 2 Monaten ohne Regen ist alles hier extrem trocken und schnell entzündbar. Das hätte wohl die halbe Insel niederbrennen können.
Und wie durch ein weiteres Wunder wurde niemand getötet, ja nicht mal irgend jemand verletzt. Ehrlich gesagt hätten wir das nicht geglaubt, so nahe all die Leute zwischen explodierenden Air-Conditioning-Anlagen und den ganzen herumfliegenden Teilen am Feuer löschen waren.

Eine der Air-Conditioning-Anlagen nach dem Ereignis
Und wie durch ein weiteres Wunder brannten nur die Bungalows der russischen Tour-Gruppen (wir hatten im Blog der 72. Woche und im Blog der 47. Woche darüber berichtet). 34 derer 40 Bungalows wurden komplett niedergebrannt, währenddem kein einziges Haus von Chung‘s Familie, kein einziges Haus eines Ausländers hier und kein einziges Haus des Personals in Mitleidenschaft gezogen wurden. Selbst A’s Haus, dass ein Meter von der Feuerlinie weg war und komplett aus Bambus ist, wurde verschont und das Häuschen, in dem „unsere“ Stromverteilung drin war, war auch nur einen Meter vom nächsten niedergebrannten Bungalow weg und steht noch.

A’s Bungalow im Hintergrund – das diese nicht abbrannte, war ein kleines all dieser Wunder
In weniger als zwei Stunden war der Spuck vorbei und wir rieben uns nur noch die Augen, was da gerade passiert war. Wir waren zu geschockt, um die ganze Situation irgendwie zu überblicken und alle waren am Ende der Kräfte, denn alle hatten Vollgas gegeben in der Bekämpfung des Feuers. Irgendwie völlig ausgepumpt sammelten wir uns im glücklicherweise stehengebliebenen Restaurant und checkten zuerst einmal, ob auch wirklich alle da waren und niemand in der Feuersbrunst Schaden erlitten hatte.
Doch nein – ein paar Russen hatten wohl Ihr Gepäck dem Feuer überlassen müssen, doch auch da gab es keine Verletzten. Diese (knapp 80 an der Zahl) wurden noch bevor das Feuer komplett gelöscht war wieder mit den Speed-Booten weggefahren.

Versammlung im Restaurant nach dem Desaster

Ein anderes Bild eines Thailänders vom Inferno
Was der Grund für das Feuer war, ist immer noch ungeklärt – es gibt einige Gerüchte von elektrischen Ursachen über einen Streit in einem russischen Bungalow bis hin zu anderen Versionen, doch ob es überhaupt geklärt werden kann, ist wohl nicht sicher. Die thailändische Polizei war auf jeden Fall schon auf dem Platz, als es noch brannte. Gestern waren dann mehrere Dutzend Uniformierte im Resort, um die Ermittlungen zu übernehmen und sogar das thailändische TV3 berichtete über den Brand.
Wie es weiter geht, ist natürlich auch noch unklar. Klar ist nur, dass wohl für die nächsten paar Monate keine russischen Tour-Gruppen mehr hier auftauchen werden und dadurch einige der Menschen hier auch zumindest vorübergehend Ihren Job verlieren werden. Vor allem aber trifft es Chung’s Familie, die diese Saison, die ja eh schon durch die Bangkoker Proteste etwas geschwächt war, nun definitiv ad acta legen müssen. Damit ist die Rückzahlung der Kredite, die sie für den Ausbau des Restaurants und die neuen Bungalows investieren mussten, natürlich vorübergehend unmöglich. Allerdings haben wir in der Zwischenzeit gehört, dass das russische Unternehmen an einen Wiederaufbau denkt.

Diese russischen Übersetzungen sind wohl hier vorerst nicht notwendig

Bei einer der Lagebesprechungen am nächsten Tag

Chung erklärt Conny, die uns gestern besuchte, die Lage
Gestern abend fühlte es sich an wie in einer militärischen Häuserkampf-Anlage. Wir spielten Takraw vor den Ruinen einer 4000 Quadrat-Meter grossen Anlage, die in Schutt und Asche lag, als ob wir gerade unsere tägliche Trainingseinheit darin abgewickelt hätten. Eine wahrliche surreale Szene, die irgendwie an Blade Runner und Mad Max oder das Jahr 2050 nach dem Atomkrieg erinnerte.
Was irgendwie bleibt ist die Frage, wieso das 90% der „Russen-Bungalows“, aber 0% aller anderen Häuser niedergebrannt sind – eine schon fast philosophische Frage.

Ein wohl eher unübliches Panorama-Bild… (Klicken zum Vergrössern)

…wenn man dieses dann vergleicht mit dem, wie es vorher war (Klicken zum Vergrössern) – weitere Bilder und ein Video der Russen-Bungalow-Anlage findet Ihr in der Mitte des Blogs der 71. Woche

Auch dieses Panorama gehört sicherlich nicht zu den schönsten hier in SiBoya (Klicken zum Vergrössern)

Rein zur weiteren Illustration (Klicken zum Vergrössern)
Und was bleibt sind „Learning Lessons“, wie diejenige, dass man nie die Bungalows so nahe beieinander bauen sollte, dass man mehr Feuerlöscher und vor allem Hydranten installieren sollte und grundsätzlich das Thema Feuerschutz genauer unter die Lupe nehmen sollte. Zum Glück ist das Feuer nicht um Mitternacht ausgebrochen, als alle geschlafen haben – was dann passiert wäre, ist nicht auszudenken.
Update Samstag 8. Februar 2014
Zum Feuer selber gibt es nicht viele weitere Erkenntnisse. Man vermutet, dass es sich wohl um einen Kurzschluss handeln musste.
Wir haben einige Mails mit Fragen zum Feuer erhalten und wollen Euch hier einige Gedanken dazu noch schreiben.
Die Gedanken zur Feuergefährlichkeit der Infrastruktur des russischen Tour-Veranstalters gab es schon vorher. Doch Chung hatte nur begrenzt Möglichkeiten, darauf Einfluss zu nehmen. Die Russen wollten so billig wie möglich, so viele Bungalows wie möglich, so rasch wie möglich aufbauen und fragten dabei Chung erst um Rat, als das Ganze nicht zeitgerecht fertig gestellt wurde.

Die Treppe blieb erstaunlicherweise stehen

Auch diese Treppe blieb stehen

Und auch ein paar Haar-Shampoos überlebten die Feuersbrunst
Zudem verwendeten sie damit eben auch die billigsten und damit auch die feuergefährlichsten Materialien, bauten den Transformator in der Mitte aller Bungalows auf (weil kein anderer Platz da war) und hatten sich keinen Notfall-Plan aufgebaut.
Ein Wunder das nicht vorher schon eines der Papier-Ballone, die durch eine Kerze angetrieben werden und zu Dutzenden am Abend losgeschickt wurden, sich verfingen und das Feuer früher schon entfachten.

Der Sicherungskasten hingegen scheint nicht mehr ganz brauchbar

Und das sieht schon eher aus wie ein unbeabsichtigtes Kunstwerk
Zudem missachteten Sie auch eine der bereits bekanntesten Bauregeln hier, keine Zwischenräume zu machen. Sie bauten doppelwandige Bambus-Wände ein und machten eine Unterdecke, die viel Raum bot für alles Ungeziefer. Die elektrischen Leitungen darin dann zu verstauen war ein weiterer Fehler, egal ob dies nun zu dem Brand geführt hat oder etwas anderes.
Auf jeden Fall gibt es viele Lern-Lektionen, die für die Zukunft von SiBoya sicherlich lehrreich sind.

Noch einmal ein Bild einer nicht mehr funktionierenden Air-Con-Anlage…

Und auch diese Toilette ist wohl nicht mehr ganz funktionstüchtig

Ganz zu schweigen von dieser Kreditkarte…
Inwiefern allerdings Chung einen Einfluss auf den Wiederaufbau hat, ist noch unklar. Das Land wurde von der russischen Firma über 30 Jahre gepachtet und über 5 Jahre im Voraus bezahlt. Ob es eine Versicherung gegeben hat, ist ebenfalls unklar – der Schaden beträgt doch immerhin rund 10 Millionen Baht (ca. 300’000 CHF).
Zudem muss die Brandpolizei und evtl. die Versicherung erst das Gelände freigeben, was anscheinend je nachdem eine längere Wartefrist ergibt. Und in dieser Zeit haben nun viele Leute hier keine Arbeit mehr, nachdem sie sich eigentlich erst grad neu auf diese Situation eingestellt hatten und die Familien dementsprechend umorganisiert haben.
Die Russen haben nun Chung allerdings den Auftrag gegeben, 20 neue Bungalows, diesmal unter Berücksichtigung der Feuergefährlichkeit, zu projektieren und die Kosten zu kalkulieren. Dies zeigt, dass das Interesse da ist und auch das Geld bereit zu stehen scheint.
Es wäre ja auch eigentlich unlogisch, nicht wiederaufzubauen, denn für die Russen war das eine wahre Goldgrube und sämtliche Gäste waren wirklich ausnahmlos begeistert von SiBoya. Es hat anscheinend bei sämtlichen Gästebefragungen, die jeweils obligatorisch im Anschluss an die Tour gemacht wurden, keine einzige negative Rückmeldung gegegeben…

Wenigstens sind die Hausnummern noch angeschrieben…

Auch die Blumen überlebten nahe dem Inferno
Mit etwas Abstand zum Brand können wir nun nur folgendes festhalten: Zum Glück ist das alles verhältnismässig glimpflich abgelaufen und für uns ist es hier nach wie vor paradiesisch, denn wir sehen davon bei uns nichts und die Stimmung ist nach wie vor positiv.
Nur, wenn wir ins Restaurant laufen oder Takraw spielen, kommen wir am „Militär-Häuserkampf-Trainingscamp“, wie wir es schon halb liebevoll, halb ironisch nennen, vorbei.
Wir hoffen für Chung und seine Familie und vor allem für alle die Mitarbeitenden nun, dass möglichst bald wieder aufgebaut werden kann und so auch die hässliche Brandnarbe verschwinden wird.

Zum Abschluss noch einmal in der Übersicht das immer noch aktuelle Bild des Brandplatzes
P.S. Einen längeren Videos zum Brand findet Ihr hier.
Und hier nun noch der Bericht für unsere englischsprachigen Freunde.
Dear friends: Normally we write this blog only in German. But because there is nearly no information about what happened here in SiBoya in the internet and many of you will be confused a bit, I decided to also write something in English about, what happened here in Koh SiBoya at Tuesday evening.
Few minutes after the sunset one of the bungalows of the Russian tour-groups started to burn down. It’s still not known surely what happened but the fire spread fast. In minutes 10 bungalows got on fire and we had to fight from different sides against the spreading fire.
We were very lucky, because there was no wind at all. Just one time there was a short wind and it got shortly very dangerous, because it took the sparks as far as Hans House, which is about 100 Meters away. It nearly lighted other buildings like the Restaurant or Bungalow Number 1, which have been saved only with continuously watering of the roof. There has been no rain in more than two months and everything is very dry and flammable. Had there been a significant wind I can imagine that the half island could have burned.
So in the end there were no deaths or even injuries which feels to us like a wonder after some people really got close to the fire and the exploding air-conditioners while extinguishing.
In less than two hours 34 of the 40 bungalows burned down and nearly 4’000 m2 have been standing in flames. But somehow as another miracle only the Russian bungalows burned down. No single property of Chung and his family was damaged, none of the foreigners houses and none of the houses of the employees. And this after the fire stopped just one meter in front of A’s bungalow and one meter in front of the electricity-distribution-bungalow.
So the future is open. Nobody knows at the moment if the Russian Company will rebuild. At this moment it appears that the Russian company is planning to rebuild. We think they will have to rethink the structure of the houses and build with fire-prevention in mind.
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